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Die IAPA-Ausbildungen – Teil2/2: Übersicht der Ausbildungen der Klettergartenverbände

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Gastbeitrag von Mark da Costa (1. Vorsitzender der IAPA)

Mark, kannst Du uns bitte einen Überblick über die IAPA-Ausbildungen geben?

Die IAPA bietet als Verband der Seilgartenbetreiber Lösungen für die Personalentwicklung und die Gestaltung des Risikomanagements an. Die Wirtschaftlichkeit des Seilgartens sowie die Personalressourcen stehen dabei genauso im Mittelpunkt wie auch die Sicherheit und der Service.

IAPA Ausbildungsorganigramm

IAPA Ausbildungsorganigramm

Basiskurse

Betreuer und Retter

Foto von der IAPA AusbildungWenn Du also planst einen Seilgarten zu bauen oder zu übernehmen, kannst du die ersten Ausbildungsstufen, die sogenannten Basis-Ausbildungen zum Betreuer und zum Retter in einer IAPA-Akademie besuchen und dir schon im Vorfeld wichtiges und nützliches Wissen und Fertigkeiten aneignen.

Wer schon einen Park besitzt und das Personal zu Betreuer und Retter über die IAPA ausbilden und zertifizieren lassen will, kann bei der IAPA nach einem oder mehreren IAPA-Ausbildern fragen. Die IAPA stellt sie dir, auch Nicht-Mitgliedern, zu fairen Kosten zur Verfügung.
Unser Verband hilft dir das Personal auszubilden, deinen Rettungsplan sowie deinen Evakuierungsplan des Parks zu organisieren, die PSA-Überprüfungen zu gestalten und einen funktionierenden Dienstplan für den Park zu erstellen. Die Betreuer und Retter werden vor Ort und mit den im Park angewendeten Rettungen ausgebildet.

 

Sicherheitsmanagement
(vgl. 2ter Block im Ausbildungsorganigramm)

Mit einem Jahr Erfahrung als Retter im Park, kann man sich für die Sicherheitsmanagement- Ausbildungen der IAPA anmelden. In diesen Ausbildungsstufen erhält man bei erfolgreicher Teilnahme zusätzlich zur IAPA-Karte einen Sicherheitspass.

Dieser Sicherheitspass, herausgegeben von WEG und DGMK, ist ein Dokument, in dem alle wichtigen Informationen eingetragen werden, die sich auf die Gesundheit und die Arbeitssicherheit des Mitarbeiters beziehen. Selbst das SSC-Regelwerk (Sicherheitszertifikat/Kontraktoren) nimmt in seinen Checklisten bezug auf diesen Sicherheitspass:
Hier werden Arbeitgebern aufgelistet, arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen eingetragen, Sicherheitseinweisungen, Betriebseinweisungen und Ausbildungen dokumentiert und alles Sonstige, was die europäische Gesetze fordern. Der Sicherheitspass ist zweisprachig (Englisch/Deutsch) aufgebaut.

Foto von der IAPA Ausbildung

IAPA Trainer / Trainer für Abenteurpark (TA)

Die erste Ausbildung sollte also die IAPA-Trainer Ausbildung sein. Mit diesem Schein darf man das eigene Personal in den Basis-Ausbildungen schulen und über die IAPA zertifizieren, sofern man bei der IAPA Mitglied ist. Die IAPA stellt alle Unterlagen für diese internen Ausbildungen: Skripte, Lehrfolien, Dokumentationsvorlagen und viele Tipps, wie man die Aufsicht des Personals gestaltet und führt. Die IAPA stellt auch gerne einen IAPA-Ausbilder bei den ersten parkinternen Ausbildungen zur Seite.

Die IAPA-Trainer Ausbildung beinhaltet eine PSA-Sachkunde und Befähigung 2. Grades für die Überprüfung der Ausrüstung im Park.

 

Sicherheitsmanager (SMA)

Die nächste Ausbildung wäre die Sicherheitsmanager-Ausbildung (SMA). Es macht Sinn, diese Ausbildung bereits vor Eröffnung oder sogar Bau des Seilgartens zu besuchen, denn hier lernt man alles notwendige, um alle vielfältigen Auflagen und Regelwerke zu erfüllen. Man erhält ein riesiges Packet an fertigen Vorlagen und lernt einige Management-Strategien kennen, die wirtschaftlich, rechtlich abgesichert und in der Praxis erprobt sind. In diese Ausbildung stellen wir fertige Lösungen zu Verfügung.

Die SMA-Ausbildung beinhaltet eine Baum-Sachkunde und befähigt den SMAler seinen Wald verkehrssicher zu halten.

Foto von der IAPA Ausbildung

Baumriggerausbildung

Wer Interesse hat, den eigenen Seilgarten zu inspizieren, zu warten und zu erweitern, sollte dann in die Baumriggerausbildung. Hier handelt es sich um eine Seilzugangstechnik für die untere Baumkrone, eine Drahtseil-Sachkunde und die vollständige Inspektionsdokumentation für den Seilgarten.

Ein Seilgarten, der einen IAPA-Trainer und einen SMA-ler im Team hat, das Personal nach IAPA zertifiziert und die Seilgartennorm nachweislich erfüllt (Zulassungsprüfung durch Gutachter, TÜV), kann kostenlos ein Qualitätssiegel von der IAPA beantragen. Welches Siegel man erhält, hängt dann noch von der verwendete Ausrüstung und Servicequalität des Parks ab.

 

 Interview

Danke Mark. Das IAPA Ausbildungsorganigramm und Deine Erläuterungen geben uns bereits einen guten Überblick über die Ausbildungsstrukturen. Gleichwohl habe ich doch noch einige Fragen. Es gibt also keine zertifizierte Ausbildungsunternehmen bei der IAPA-Ausbildung? Vielmehr bildet ihr euch quasi „untereinander“ aus?

Foto von der IAPA AusbildungWir arbeiten so wie die meisten Betriebe in Deutschland. Es werden nur betriebsinterne Ausbildungen angeboten, die einheitliche Richtlinien befolgen. Wir in der IAPA sehen in der großen Fluktuation von Mitarbeitern und im großen Bedarf, die Rettern in Abenteuerparks ständig zu beaufsichtigen, um Routinefehlern und Wissensverschleiß entgegen zu wirken, eine Notwendigkeit der internen Ausbildungen sowie Beaufsichtigung durch einen aufsichtsführenden Trainer (interner Ausbilder).

Auch eine größere Flexibilität in der Ausbildung ist wichtig. Viele Mitarbeiter haben oft nicht die Zeit, eine komplette Woche am Stück für die Ausbildung zu blockieren oder sie haben nicht die Lernfähigkeit, um die Inhalte innerhalb einer Woche zu beherrschen. Ein interner Ausbilder kann ganz nach Bedarf seine Inhalte aufteilen und so oft wie notwendig wiederholen.

Sollte ein Mitglied keinen IAPA Trainer (internen Ausbilder) haben, kann er immer noch bei der IAPA nach einem IAPA-Ausbilder anfragen, der aus seinem Umkreis kommt und in seine Anlage die Ausbildung organisiert und durchführt, bis er eigene Leute in die IAPA-Trainer Ausbildung schicken kann.

 

Wie hoch sind die Kosten der Ausbildung zum Betreuer / Retter / Trainer?

Foto von der IAPA AusbildungDie sehr große Mehrheit der Parkbetreiber bieten diese internen Ausbildungen zu Betreuern und Rettern kostenlos an. Da sie nicht für andere Anlagen gelten, sind sie auch keine Produkte, mit denen man Geld verdienen kann. Natürlich ist ein Bewerber, der schon in einer anderen Anlage ausgebildet wurde, wertvoll und wird in der Regel bevorzugt eingestellt. Das liegt aber an seiner Erfahrung und im nachweislich (durch den IAPA Schein) bestehenden Wissensstand. Der Bewerber muss trotzdem mindesten einen Tag auf die parkinternen spezifischen Inhalten geschult werden (Up-Date).

Die Ausbildung zum IAPA Trainer oder zum Sicherheitsmanager kostet für Mitglieder 880,- und das Zertifizieren eines Retters über die IAPA -  nachdem er intern ausgebildet – wurde kostet einmalig 15 €.

Die Ausbildung zum Baumrigger kostet 790,-€ für Mitglieder.

Ein IAPA-Ausbilder kostet für eine Ausbildung für Betreuer oder Retter über die IAPA 550 € pro Tag.

 

War das Ausbildungssystem der IAPA schon immer so oder habt ihr es aufgrund von pragmatischen Erfahrungen so erst entwickelt?

Die Ausbildungsstruktur entstand aus der Art und Weise, wie die Gründungsmitgliedern Ihr Personal geschult haben, also zu 100% aus der Praxis heraus.

 

Werden die TA und SMA regelmäßig geschult? Oder bleibe ich IAPA-Trainer mein Leben lang ohne Fortbildungen?

Foto von der IAPA AusbildungJeder Parkbetreiber bzw. seine Trainer müssen intern einmal jährlich eine interne Auffrischung durchführen und dokumentieren.

Jeder Trainer, jeder SMAler und jeder Baumrigger muss einmal alle 2 Jahre eine Auffrischung bei der IAPA besuchen.

Ein Termin im Jahr wird kostenlos angeboten. Wenn mehrere Personen einen IAPA Ausbilder für eine Auffrischung brauchen, können sie bei der IAPA anfragen und der Verband bemüht sich, die Kosten bei maximal 50€ pro Teilnehmer zu halten (Zumindest war es noch nie teurer).

 

Bekommen die IAPA-Trainer Ausweise?

Ja, alle Betreuer, Retter, Trainer, SMAler, Baumrigger und IAPA Ausbilder haben Ausweise. Seit diesem Jahr bekommen alle Ausbildungen aus dem Sicherheitsmanagement ein “Personal Safety Logbook”.

 

Zur Rettung: Gibt es seitens der IAPA Vorgaben? Oder existieren innerhalb der angeschlossenen IAPA-Parks mehrere Rettungsmöglichkeiten nebeneinander – also anlagenspezifische Rettungsvarianten je nach System?

Foto von der IAPA AusbildungEs werden grundsätzlich keine Vorgaben zu Produkten oder Herstellern gemacht. Wir haben 3 Rettungsvarianten, die gelöst werden müssen, in einer Risikoanalyse begründet sein müssen und sowohl in Schulungsunterlagen sowie in den internen Ausbildungen umgesetzt sein müssen.

Das sind:

  1. Rettung vom Podest, also reines Ablassen einer Person und die Variante mit dem Ablassen von vielen Personen bei Evakuierungen.
  2. Rettung aus der Station, also das Aushebeln mit anschließenden Ablassen der Person. Hierbei werden Kapptechniken nicht akzeptiert.
  3. Rettung aus dem Element mit einem stationären Flaschenzug, also die Rettung aus einer Stelle, die vom Retter nicht ohne größeren Aufwand erreicht werden kann.

In den Ausbildungen zu Trainern und Sicherheitsmanagern setzen wir hauptsächlich die Rettung mit Vollautomaten ein und zeigen diese als unsere zum Standard empfohlene Rettung.

Rettungen mit Halbautomaten unterstützen wir ab dem Moment, wo in den Ausbildungen eine höhere Wiederholungszahl der Übungen durchgeführt wird. In den IAPA Ausbildungen zeigen wir präferierte Rettungen mit Halbautomaten und nennen diese unsere “behelfsmäßigen Rettungen“.

 

Sind die Ausbildungen und Ausbildungsstandards der IAPA und ERCA grundsätzlich verschieden?

Foto von der IAPA AusbildungEin sehr großer Unterschied bleibt die Philosophie der Rettungstechnik. Die IAPA will einfache Techniken, die sich leicht schulen lassen und aus wenigen technischen Schritten bestehen.

Unserer Ansicht nach erfüllt die IAPA-Philosophie die Bedürfnisse und realen Möglichkeiten in Abenteuer Parks und wir hoffen, die ERCA hier weiterhin zu beeinflussen und zu motivieren, uns anzunähern.

 

Werden die entsprechenden Ausbildungen (Betreuer, Retter, Trainer) der beiden Verbände wechselseitig anerkannt?

Foto von der IAPA AusbildungNein.
Das war zwar ein großer Wunsch von mir, aber zurzeit gibt es nur die Anerkennung darüber, dass ERCA und IAPA eine gute Arbeit leisten und sie die Philosophien gegenseitig respektieren.

Die IAPA akzeptiert schon seit Anbeginn die Ausbildungen der ERCA, z.B. in dem Fall, wenn sich jemand für die IAPA-Trainer- oder die Sicherheitsmanagerausbildung anmelden möchte.

Ziel müsste aber sein, dass alle Verbände einen gemeinsamen Sicherheitspass erstellen, und zwar unabhängig von den Inhalten der Ausbildungsstufen. Wir, die ERCA und der DAV haben bereits während der Outdoor 2011 ein Gerüst für die Mindestinhalte erstellt. Diese wären meiner persönlichen Meinung nach ausreichend, um einen “corporate Schein” auf dem Markt zu bringen.

In November während des International Adventure Park Congress in Lloret de Mar, Spanien (www.iapc.eu), werden wir mit dem spanischen, dem italienischen und dem französischen Verband versuchen, diesen Schein in die Wege zu leiten.

 

Mark, ich bin u.a. „Techn. Sicherheitstrainer für Hochseilgärten gemäß ERCA-Standards“. Darf ich als RETTER in IAPA-Parks arbeiten?

Foto von der IAPA AusbildungDas entscheidet letztendlich der Parkbetreiber selbst. Unsere Empfehlung ist dennoch, dich in den parkspezifischen Dingen nachzuschulen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man dich in einem IAPA Park direkt und einfach so in die Rettung schicken würde.

 

Ich bin u.a. „ERCA zertifizierter Temp. Ropes Courses Hochseilgartentrainer/erbauer” Darf ich als Rigger bei der IAPA arbeiten?

Das entscheidet auch der Parkbetreiber. Aber der Baumrigger ist eher mit einem Industriekletterer vergleichbar, der eine Stahlseilsachkunde und eine PSA Sachkunde besitzt. Der Baumrigger lernt Stahlseile zu installieren und Plattformen zu bauen.

 

Mark. Ich möchte Dir ein paar persönliche Fragen stellen.
Du bildest ja auch selber aus (Baum-Rigger, IAPA-Ausbilder usw.). Was sind Deine kuriosesten oder denkwürdigsten Erlebnisse, an die Du dich erinnerst?

Foto von der IAPA AusbildungIch hatte schon gefährliche Situationen bei Ausbildungen und auch schon das eine oder andere Aha-Erlebnis. Was mich aber zum Erstaunen bringt, ist, wenn angeblich gut ausgebildete Personen oder welche, die wichtige Sicherheitsfunktionen haben, in die Ausbildung kommen und ganz grundlegende Knoten nicht korrekt legen oder stecken können. Das passiert in beinahe jeder Ausbildung

 

Du bist 1. Vorsitzender der IAPA. Warst Du eigentlich schon in jedem der über 80 IAPA-Abenteuerpark?

Nein, noch nicht. Ich denke, ich kenne schon 80 Parks, aber auch viele, die nicht IAPA-Mitglied sind.

 

 Kennst Du „Angst“ beim Klettern?

Ich habe immer Angst und glaube, gerade deswegen sehr gerne zu klettern. Keine Angst, die mich zum Einfrieren zwingt, aber ich muss gelegentlich auch meinem innerlichen Berg bezwingen, um weiter zu kommen

 

Die ERCA hat auf meine Anfrage hin zugesagt, in den kommenden Tagen ihrerseits das Ausbildungsschema der ERCA im KLETTERGARTEN MAGAZIN  darzustellen und ein Interview mit mir zu führen. Dann haben wir beide Ausbildungsschemen (hoffentlich) transparent nebeneinander dargestellt. Und natürlich ergeben sich daraus weitere Fragen.
Wärst Du bereit, dann ggf. ein weiteres Interview mit uns zu führen, um verbleibende Fragen zu klären?

Gerne

 

Bilderstrecke:
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Zum Gastautor:

Mark da Costa
Mark da Costa

  • 1. Vorsitzender und Ausbildungsleiter der IAPA
  • Ausbilder und Prüfer für Fachtrainer nach ISO17024 für Erwachsenenbildung
  • Ausbildungsleiter der International Adventure Park Association -IAPA
  • IRATA Ausbilder, Trainingmanager für Ropeaccess und Mitglied des IRATA-Trainingskommitees
  • Supervisor von Höhenarbeit mittels Seilzugangstechnik
  • Lehrbeauftragter der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim
  • Lehrbeauftragter der Macromedia Hochschule der Medien Stuttgart
  • Geboren 1973 in São Conrado, Rio De Janeiro, Brasilien
  • verheiratet
  • Website: http://www.markdacosta.de/

 

Links zum Artikel:

Interview geführt von Andreas Dudda [Herausgeber des KLETTERGARTEN MAGAZINs]


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